Eine Fahrt zu zwei rheinischen Kirchenbaudenkmälern
Am letzten Samstag im September 2014 fanden sich frühmorgens 28 frohgestimmte Mitglieder und Gäste des Fördervereins der Christuskirche vor dem Martin-Luther-Haus ein. Von hier aus ging es mit dem Bus in Richtung Siebengebirge.
Erstes Exkursionsziel war die Doppelkirche Schwarzrheindorf im rechtsrheinischen Stadtteil Villich der Bundesstadt Bonn. Die Entstehungsgeschichte dieses in seiner Art einmaligen Gotteshauses reicht bis ins Mittelalter zurück. Die ehemalige Stiftskirche nahm damals einen herausragenden Standort nahe einer auf die Römerzeit zurückgehenden Rheinbrücke ein.
In einer Kirchenführung, in deren Rahmen Pfarrer Dohmes eine Andacht hielt, wurden uns der Anlass für den Kirchenbau sowie insbesondere die biblischen Aussagen der romanischen Wandgemälde vor Augen geführt.
In der 2. Hälfte des 12. Jhdts. ließ Arnold an die Burg der Grafen von Wied „seine Kapelle“ bauen. Es sollte „eine Kirche zum Heil der eigenen Seele, seiner Eltern, Brüder, Schwestern und aller Verwandten, den Nachkommen ein Denkmal frommer Erinnerung“ sein, wie es in einer Urkunde des Erzbischofs Phillip von Heinsberg aus dem Jahre 1173 hieß.
Das architektonische Vorbild war die Kapelle Karls des Großen in Aachen. In der oberen Kapelle sind in der Apsis Arnold und seine Schwester als Stifter dargestellt worden. Eine runde Öffnung zwischen der Unterkirche und der Oberkapelle macht die Kirche zu einem geschlossenen Bauwerk, d.h. der später eingeführte Begriff „Doppelkirche“ ist insoweit irreführend.
Einen besonderen religiösen wie kunsthistorischen Wert besitzen die kostbaren, mehrfach restaurierten romanischen Wandgemälde des sogenannten Meisters von Schwarzrheindorf. Diese wie die gesamte Innenausstattung der Kirche sind auf byzantinische Einflüsse zurückzuführen. Der theologische Hintergrund dieser Bilderfolgen gründet auf der Darstellung des CHRISTUSZYKLUS. Dabei werden jeweils Bezüge zu den vier Wesen der Gottesvision des Propheten Ezechiel hergestellt.
Eine weitere Beschreibung der Wandmalereien würde hier nicht weiterführen. Man muss sie nicht nur gesehen haben, man sieht sich vielmehr aufgefordert, sie in ihrer sinnlichen Wahrnehmung auf sich einwirken zu lassen. Im Sinne des Erbauers soll die Kirche schon auf Erden ein Abbild des Himmels vermitteln, wie wir heute vielleicht sagen würden. Ein in der Kirche ausliegender Kirchenführer „St. Maria und St. Clemens Schwarzrheindorf“ des vormaligen Pfarrers Karl König kann wertvolle Hilfe bei der eigenen Erkenntnisgewinnung über den christlichen Glauben leisten. Mit einer Runde durch den äußeren Säulengang in Höhe der oberen Kapelle mit Ausblicken in die nördlich sich anschließende Rheinauenlandschaft wurde die Kirchenführung beendet.
Die darauffolgende Mittagspause haben wir in Bonn-Oberkassel in dem direkt am Rhein gelegenen Restaurant „Bundeshäuschen“ in netter Gemeinschaft genossen.
Unser zweites Exkursionsziel war die Klosteranlage Heisterbach in Königswinter. Auch die Geschichte dieser ehemaligen Zisterzienserabtei beginnt in der Zeit des Kölner Erzbischofs Phillip von Heinsberg. Im Jahre 1189 holte er 12 Mönche aus dem Kloster Himmerod in der Eifel samt ihrem Abt auf den Petersberg. Im Peterstal, dem heutigen Heisterbacher Tal, wurde mit dem Bau einer Klosteranlage nach zisterziensischem Vorbild begonnen.
Nach einer jahrhundertelangen wechselvollen Geschichte folgte im Zuge der Säkularisation Anfang des 19. Jhdts. die Verstaatlichung der Abtei Heisterbach. Bis zum Jahre 1818 wurde die Klosteranlage samt der Abteikirche abgerissen. Durch den Koblenzer Oberpräsidenten konnte der weitere Abriss unterbunden werden. Die dadurch erhaltene Chorruine der Abteikirche gilt seitdem als Sinnbild für die mittelalterliche Baukunst im Rheinland. Seit 1919 gehört das Klostergelände zu dem Orden der Cellitinnen.
In einer eindrucksvollen Führung durch die gesamte Klosteranlage wurde auch das gewaltige Ausmaß der damaligen Abteikirche deutlich, sie ist nach dem Kölner Dom der größte Kirchenbau im Rheinland. Zum Abschluss der Führung durfte natürlich die Legende vom Mönch von Heisterbach nicht fehlen. Er erschien nach 300-jähriger Abwesenheit wieder in seinem Kloster. Davor hatte er über dem Bibelvers „Ein Tag ist vor dem Herrn wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag“ gegrübelt.
Hierüber sowie über alle an diesem sonnigen Herbsttag gesammelten Eindrücke konnten wir uns zum Abschluss in den „Klosterstuben“ bei Kaffee und Kuchen Gedanken machen. Die morgendliche frohe Stimmung hielt auch im Bus bis zur Ankunft in Neuss an.
Dr. Dieter Michel