Fahrt zur Wallfahrtsstätte Kreuzberg und zur Kreuzkirche in Bonn
Die diesjährige Exkursion des Fördervereins am 22. September führte nach Bonn und Königswinter. Dr. Michel und seine Frau hatten wieder sehr interessante Ziele ausgesucht. Mit 29 gut gestimmten Personen machten wir uns auf den Weg. Unser erstes Ziel, das wir bei sonnigem Wetter ansteuerten, lag auf dem Kreuzberg. Dort galt es, die namhafte Kreuzbergkirche zu besichtigen, die 1627 im Auftrag des Kurfürsten und Erzbischofs von Köln, Ferdinand von Bayer, erbaut wurde. Es ist ein spiritueller Ort, an dem wir von der indischen Schwester Lesley sehr freundlich empfangen wurden.
Mit wenigen anderen Schwestern der „ Sisters of Charity“ bewohnt sie diese schöne Klosteranlage. Der Komplex wird jedoch zusätzlich von einem Verein unter dem Dach der Schönstatt-Marienbrüder genutzt, die dort ein Zentrum für internationale Bildung und einen Kulturaustausch mit einem angeschlossenen Spracheninstitut betreiben.
Die Schönstätter halten im Klostergarten auch eine kleine Marienkapelle vor. Wer auf den Kreuzberg fährt, möchte natürlich die Heilige Stiege sehen oder gar als Büßer betend auf den Knien emporsteigen. Die Stiege mit 28 Stufen ist der Scala Sancta in Rom nachempfunden, die der Legende nach aus dem Palast des Pilatus stammt.
Hier sind nun keine Blutstropfen Jesu zu entdecken, wohl aber hat man Reliquien von Heiligen aus der Region eingelassen; die betreffenden Stufen sind mit Sternen markiert . Unter der Heiligen Stiege befindet sich eine Krypta mit einer etwas gewöhnungsbedürftigen Darstellung des Grabes Jesu vis-à-vis der Geburtsgrotte. Ein Kleinod stellt sicher das „Gnadenbild der Schmerzensmutter“, eine kleine Pieta von 1628, in der Seitenkapelle der Klosterkirche dar. Kurios sind die beiden gemalten Uhren, eine befindet sich über dem Portal der Heiligen Stiege, die die Uhrzeit der Verurteilung Jesu anzeigt: 11.45 Uhr! Eine andere ist in der Kirche, deren Zeiger auf drei Uhr nachmittags, der Sterbestunde Jesu, stehen.
Die Fahrt ging nun weiter. Vom Kreuzberg aus erfreute uns ein herrlicher Blick auf das im Tal gelegene Alt-Bonn. So konnte man schon unser nächstes Ziel gut erkennen: die evangelische Kreuzkirche am Kaiserplatz. Der Weg dorthin führte durch die so schöne Südstadt mit Nussallee , Poppelsdorfer Schloss, Botanischem Garten, Poppelsdorfer Allee. Wie gerne hatte ich Anfang der achtziger Jahre in diesem Viertel, in dem damals auch einige Botschaften ihre Adresse hatten, mit meiner Frau in unserer Studienzeit gelebt. Heute ist die Südstadt eines der teuersten Viertel der Stadt. In den modernisierten Häusern aus der Gründerzeit wohnen nun weniger Studenten, sondern wohlhabende Bürger der Stadt, z.B. auch Norbert Blüm. An der Kreuzkiche , im Herzen von Bonn neben der Universität und dem Hofgarten gelegen, wurden wir von Herrn Crummenerl empfangen, der im Nu die Herzen der Gruppe für sich einnahm.
Er erwies sich als ebenso sachkundiger wie humorvoller wie geistlicher Führer durch die Bonner Geschichte und brachte uns vor allem die spannende Geschichte und Gegenwart der Kreuzkiche nahe.
Zunächst standen wir vor dem Tor auf dem Kaiserplatz, von wo aus man einen herrlichen Blick auf das Schloss hat, damals Sitz der Kurfürsten von Köln, die man dort aber nicht haben wollte, es ist heute die Friedrich-Wilhelm-Universität. Der Blick geht auch in die andere Richtung über die Allee hin zum Poppelsdorfer Schloss, das heute die Zoologen beherbergt, und weiter bis auf den Kreuzberg, ein bisschen wie Versailles. Wer hätte gedacht, dass der Kaiserplatz und die Schlösser im Besitz der Universität sind? Nun ging es hinein in diese beeindruckende evangelische Kirche, die als Universitätskirche sicher ei-nen besonderen Rang einnimmt. Nachdem man zunächst in der kleinen barocken Schlosskirche, die bis heute in Gebrauch ist, Gottesdienst feierte, wurde wegen der steigenden Zahl der Gemeindeglieder 1871 die Kreuzkirche eröffnet. Mit über 1.200 Sitzplätzen ist sie sicher eine der größten evangelischen Kirchen in Deutschland. Die Geschichte unseres Landes hat an und in ihr Spuren hinterlassen. Betritt man das große Eingangsportal, wird man sofort auf zwei große Theologen der Bonner Universität hingewiesen: auf Karl Barth, dessen 50. Todestag wir am 10. Dezember gedenken, und Hans Joachim Iwand.
Die Gemeinde widerstand den Deutschen Christen. Zur bekenntnistreuen Gemeindeleitung gehörte der eben genannte Professor Barth, der die Universität und Deutschland verlassen musste, nachdem er den Führereid verweigert hatte. Er war der große Wegbereiter der Theologischen Erklärung von Barmen 1934, deren Grundzüge sich bereits in einer Bonner Erklärung wiederfinden. Herr Crummenerl führte uns nun auch in die Katakomben. Dort sieht man noch die Luftschutzbunker mit Originalhinweisen. 300 Menschen suchten hier in den Bombennächten Schutz. Die Kreuzkirche wurde nicht verschont: Große Bereiche des Seitenschiffes und die Decke stürzten nach Treffern ein. Nach dem Krieg wurde ein Neuaufbau erforderlich. Die riesige Kirche wirkt sehr schlicht, weist aber besondere Ausstattungsmerkmale auf, so die sehenswerten Chorfenster von Stockhausen oder den aus Muschelkalk bestehenden Altar und das Kreuz, von Arnold Rickert entworfen. Die Kreuzkirche ist weithin für große Konzerte und auch Predigt-
reihen namhafter Theologen und nichttheologischer Redner bekannt. Herr Crummenerl, der in Bonn Theologie studiert hatte, später Soziale Arbeit und dann viele Jahre ein Obdachlosenheim als geistlicher und weltlicher Leiter führte, engagiert sich heute als Presbyter der Kreuzkirche. Man merkte: Ihm war das Herz voll. Seine Begeisterung ging auf die Gruppe über. Mit Freude und Dankbarkeit feierten wir dann zuletzt noch eine kleine Andacht mit unserem Kirchenführer, in der er uns ein Lied von Ernst Moritz Arndt nahebrachte.
Über den weiten Hofgarten gingen wir zum Bus, der uns zu unserem letzten Tagesziel fuhr, nach Königswinter. Ein schmackhaftes rheinisches Mittagsmahl in einem Restaurant direkt am Rheinufer stärkte uns für einen Besuch im Siebengebirgsmuseum, wo wir in zwei Gruppen durch die liebevoll gestaltete Aus-
stellung geführt wurden. Wir erfuhren mehr über das harte Leben der Menschen im Siebengebirge in früheren Zeiten, das vor allem vom Bergbau geprägt war: Die vulkanischen Gesteine wie z.B. Basalt oder Tuff waren begehrte Baumaterialien, wie man es ja auch an unserer Christuskirche sehen kann. Gott sei Dank wurde das Kapitel rechtzeitig beendet, bevor man die Berge noch weiter abtragen konnte und die Landschaft zerstört wurde. Ein bisschen müde von all den vielen Eindrücken traten wir die Rückfahrt an. Das schöne Wetter ist uns fast bis zum Schluss treu geblieben.
Auf der Rückfahrt – wie schon auf der Hinfahrt – hörten wir noch auf Gottes Wort und sangen Lieder, wieder wunderbar begleitet von Marlies Blech auf der Mundharmonika. Ein eindrücklicher Tag ging am Martin-Luther-Haus dann zu Ende.
Ihr Pfarrer Dohmes