Auf den Spuren von Moritz Korn
Die diesjährige Exkursion des Fördervereins Christuskirche Neuss e.V. führte zu drei Kirchen in der Umgebung, die in Zusammenhang mit dem Erbauer der Christuskirche, Moritz Korn, stehen. Zu Beginn hielt Frau Dr. Hintze einen Vortrag über Leben und Werk des Architekten.
Moritz Korn wurde am 13. Januar 1868 in Königsberg geboren. 1887 trat er in das Architekturbüro von Johannes Otzen in Berlin ein. Otzen gehörte zu den bedeutensten Sakralbaumeistern seiner Zeit und gestaltete u.a. auch die Rheydter Hauptkirche. Von dort wechselte Korn zum Büro von Julius Raschdorf und wirkte als Bauführer am Berliner Dom mit. Bald schon folgte ein Ruf nach Düsseldorf, wo er die Bauleitung zur Friedenskirche an der Florastraße übernahm. Korn ließ sich in Düsseldorf nieder, eröffnete ein eigenes Büro und erhielt eine ganze Reihe von Aufträgen, insbesondere im evangelischen Kirchenbau. So zeichnete er eben auch für unsere Christuskirche an der Breite Straße verantwortlich, die von 1904-1906 unter seiner Leitung entstand. Nun wollten wir also mehr über ihn erfahren und uns auf die Spurensuche begeben. Dazu hatten wir drei Kirchen ausgewählt.
Zunächst steuerten wir die Reformationskirche im Hildener Zentrum an, wo uns der ehemalige Presbyter Jürgen Schmeis empfing und durch dieses sehenswerte Gotteshaus führte. Die Reformationskirche wurde nicht von Moritz Korn gebaut. Ihre Wurzeln liegen bereits im 10. Jahrhundert. Dann, im 12. und 13. Jahrhundert, folgten Erweiterungen. Nach dem Westfälischen Frieden wurde sie den Protestanten übertragen, und seit 1958 trägt sie ihren heutigen Namen. Immer wieder fanden Restaurierungsarbeiten statt. Die Arbeiten um die Jahrhundertwende wurden von Moritz Korn geleitet. Eine grundlegende Neugestaltung erfuhr die Reformationskirche 2017. Seitdem vereinen sich auf beeindruckende Weise moderne Elemente mit dem historischen Kirchenbau.
Durch das Neandertal ging es weiter zur evangelischen Christuskirche im beschaulichen Dorf Homberg bei Ratingen. Am Tor wartete schon Pfarrer Michael Füsgen auf uns. Bevor er uns die Kirche näherbrachte, begrüßte uns der ehemalige Kirchenmusikdirektor der Landeskirche, Herr Cyganek, der sich in besonderer Weise um die Restauration und den Erhalt der romantischen Orgel bemüht, und ließ es sich nicht nehmen, uns einen Choral vorzuspielen.
Danach hörten wir von Pfarrer Füsgen, wie es zum Bau der Kirche kam. Den Homberger Bauern hatte nämlich die Jugendstilkirche im benachbarten Velbert so gut gefallen, dass sie eine solche auch haben wollten und eben dazu den Architekten Moritz Korn beauftragten. Am 1. Advent 1912, also sechs Jahre nach Vollendung unserer Kirche, wurde die Christuskirche Homberg dann feierlich eingeweiht.
Der Innenraum ist völlig anders als die Neusser Christuskirche gestaltet. Die Homberger Kirche mit der Anordnung der Sitzreihen im Sinne eines Rundbaus und der über dem Abendmahlstisch befindlichen Kanzel erinnert mehr an das Vorbild der Rheydter Hauptkirche. Wir haben es also eher mit einer reformierten Prägung des Baustils zu tun. Humorvoll führte uns Pfarrer Füsgen durch die Geschichte und Gegenwart der Gemeinde. Besonders amüsant war der Hinweis, dass es in der Kirche feste Sitzordnungen gab hinsichtlich der Ortschaften und Bauerndynastien und es niemand wagte, sich auf den „falschen Platz“ zu setzen.
Nach einer kleinen Mittagspause erreichten wir unser letztes Ziel: die Schlosskirche in Düsseldorf Eller. Erbaut nach Plänen von Moritz Korn, wurde sie am 5. November 1905 feierlich in Dienst genommen. Das gesamte Grundstück wie auch den Bau der Kirche verdankt die Gemeinde einer Stiftung des Ehepaares Clara (geborene Vohwinkel) und Hermann von Krüger, die um die Jahrhundertwende auf Schloss Eller lebten.
Die neuromanische dreischiffige Kirche aus Backstein ist mehrfach renoviert worden und steht seit 1984 unter Denkmalschutz. Wie unsere Christuskirche, ist auch die Schlosskirche bei Brautpaaren sehr beliebt. Pfarrer Lütgendorf und Presbyterin Erika Steger-Heinke wussten lebendig über Gemeinde und Kirche zu erzählen.
Besonders beeindruckte das hinter dem Taufstein befindliche Gemälde „Thomas“ von Johannes Werth. Dargestellt ist hier der Moment, in dem Jesus zu Thomas sagt: „Sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ Der Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus und der Verstrickung auch der damaligen Schlosskirchengemeinde ist das Gedicht „Eller“ gewidmet, das im Seitenschiff hinter einer Menora angebracht ist und dem Gedenken an die jüdischen Opfer gewidmet ist.
Das Gedicht entstammt der Feder von Kurt Uriel Meyer, 1913 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren, und schildert exemplarisch die Leiden der Familie.
Tief beeindruckt und erfüllt von den Begegnungen trat unsere Gruppe am späten Nachmittag die kurze Rückfahrt nach Neuss an. Moritz Korn ist uns auf dieser Fahrt wie erhofft näher gekommen. Wir durften erleben, welche Spuren er nicht allein in Neuss, sondern in und rund um Düsseldorf hinterlassen hat. Und wie schön: Unser Besuch hat in den besuchten Gemeinden ebenfalls dazu geführt, sich intensiver mit dem Architekten zu beschäftigen.
Herzlichst Ihr Pfarrer i.R. Franz Dohmes