2016 • Siegerland

Ein Sonnentag im Siegerland

Die Exkursion des Fördervereins Christuskirche fand in diesem Jahr besonders viel Zuspruch. 40 Mitglieder und Gäste begaben sich an einem sonnigen Samstag Ende September im Doppeldeckerbus auf die Fahrt nach Siegen, 100 km östlich von Köln.

Hier erwartete uns eine Führung in der Nikolaikirche, einem imposanten und geschichtsträchtigen Bau oberhalb des Siegener Marktes. Fürst Johann Moritz zu Nassau-Siegen (1604 – 1679) gilt als „Kirchenvater“ der Ev. Nikolai-Kirchengemeinde. Er war, wie die meisten Nassauer Grafen, ein Christ evangelisch-reformierter Konfession. Dies istu.a. auch heute noch daran erkennbar, dass in der Kirche weitgehend auf schmückende Elemente, z.B. Blumen, verzichtet wird.

Die Nikolaikirche war damals die Hauptkirche der Grafschaft Nassau-Siegen. 1658 beschenkte Johann Moritz die Kirche mit einer wertvollen Taufschale und dem „Krönchen“ auf der Turmspitze, dem heutigen Wahrzeichen der Stadt Siegen. Das Original des Krönchens konnten wir im Innern der Kirche über dem Haupteingang  besichtigen. Einige Mutige unter uns wurden von Pfarrerin Mayr noch auf den Turm geführt. Von hier aus gab es herrliche Ausblicke insbesondere auf das Obere und das Untere Schloss sowie in weiterer Ferne auf die Universität Siegen und die Siegtalbrücke.

Nach der Mittagspause im „Wirtshaus“ am Oberen Schloss folgte eine Führung durch die Rubenssammlung im Siegerlandmuseum. Siegen bezeichnet sich neben Antwerpen und Köln als Rubensstadt. Peter Paul Rubens wurde als zweiter Sohn von Jan Rubens und seiner Frau Maria Pijpelyncks am 28. Juni 1577 in Siegen geboren. Die Familie Rubens war wegen eines Ehevergehens des Vaters zu einem Zwangsaufenthalt in Siegen verbannt worden.

Einige unter uns waren von dem Siegerlandmuseum, in dem vor allem auch eine Abteilung dem Fürsten Johann Moritz zu Nassau-Siegen gewidmet ist, so angetan, dass sie sich einen nochmaligen Besuch mit etwas mehr Zeit vorgenommen haben. Übrigens befindet sich in der Kirche St. Peter in Köln das Gemälde „Die Kreuzigung Petri“ von Peter Paul Rubens.

Bei dem anschließenden Rundgang durch den herbstlichen Schlossgarten konnten wir noch den eher unscheinbaren Rubensbrunnen besichtigen. In ihm sind die drei Rubensstädte Antwerpen, Köln und Siegen sinnbildlich dargestellt worden.

Unser letztes Ziel war der historische Stadtkern „Alter Flecken“ in der benachbarten Stadt Freudenberg. Hier ließen sich die meisten von uns den berühmten Panoramablick – oberhalb des Kurgartens – auf den im Fachwerkstil errichteten Stadtkern nicht entgehen. Traurige Erinnerung: Vor genau 350 Jahren war nur ein Haus von einem „fast ohnlöschlichen Feuer“ verschont worden. Für den Wiederaufbau der Stadt  war Fürst Johann Moritz verantwortlich.

Nach einer Kaffeepause im Restaurant „Altstadt“ galt es, vom Siegerland, das sich an diesem sonnigen Herbsttag von seiner besten Seite gezeigt hatte, Abschied zu nehmen. Natürlich konnten wir während der Fahrt auch einiges über die Besonderheiten und Glaubensgewohnheiten der Menschen im Siegerland erfahren, was hier aber zu weit führen würde.

So sei an dieser Stelle  nur noch ein stark durch den Pietismus geprägter Sohn des Siegerlandes, Johann Heinrich Jung-Stilling, erwähnt. An seinen 200. Todestag soll im nächsten Jahr besonders erinnert werden. Er sah seine gesamte Lebensführung als Berufung und im Auftrag Gottes an und wandte sich bei seinen Arbeiten, u.a. als Augenarzt, vornehmlich den Armen und Bedürftigen zu.

Unter dem Glockengeläut der Ev. Kirche Freudenberg, die an diesem Samstag wie immer geöffnet war, bestiegen wir unseren Bus, der uns wieder sicher vor dem Martin-Luther-Haus absetzte.

Dr. Dieter Michel